Nain Jaune – Der Fluch von Schottland

Nain Jaune - Der Fluch von Schottland

Übersetzt von Dirksten Seibert - 2018

England, spätes 18. Bis 19. Jahrhundert

Nain Jaune war im viktorianischen Zeitalter ein sehr beliebtes Spiel nach Art anderer populärer Stop-Kartenspiele. Es stammt aus der gleichen Familie wie zum Beispiel Hoc aus dem 16. Jahrhundert, Comet aus dem 17. Jahrhundert oder die modernen Spiele Newmarket (Großbritannien) oder Michigan (USA).

Bei diesem Spiel handelt es sich um das englische Äquivalent zum französischen Spiel Nain Jaune aus dem 18. Jahrhundert. Niemand weiß jedoch, warum es nach einem legendären weiblichen Papst aus dem 9. Jahrhundert benannt ist. Vielleicht wurde der französische Name Nain Jaune als „Nun Joan“ (zu Deutsch: Nonne Joan) interpretiert und dann in einen bedeutungsvolleren Namen geändert.

Das Oxford English Dictionary erwähnt das Spiel schon im Jahr 1732 zum ersten Mal, allerdings scheint es danach fast 100 Jahre lang in Vergessenheit geraten zu sein. Erst im Jahr 1826 taucht es dann wieder in der Literatur auf.

Nain Jaune wurde schnell zu einem einfachen und unterhaltsamen Spiel für die ganze Familie, vor allem für die Familien von Priestern:

Ich kann den Vikar von Broad Hembury nicht dafür verurteilen, wenn er sich ab und zu mit einigen Freunden und mit kleinen Einsätzen bei Spielen wie Whist, Quadrille oder Nain Jaune vergnügt…

Schrieb Augustus Toplady (Vikar von Broad Hembury) gegen Ende des 18. Jahrhunderts. (Zitiert nach „Cavendish“, aus einem Brief, der in Buch „Reminiscences“ von Polwhele 1773 veröffentlicht wurde).

Nain Jaune wird auch in der „Kartenrunde nach alter Sitte“ in Kapitel 6 aus dem Buch „The Pickwick Papers“ (1836.1837) erwähnt:

Isabella Wardle und Mr. Trundle wurden zu Partnern, Emily Wardle und Mr. Snodgrass ebenfalls; sogar Mr. Tupman und die alte Jungfer begannen damit, sich gegenseitig zu schmeicheln und gemeinsame Sache zu machen… Als die alte Jungfer dann „verheiratet“ wurde, lachten die jungen Damen herzhaft…

Die Popularität des Spiels geht zu einem großen Teil sicher darauf zurück, dass es ein speziell gestaltetes Spielbrett gibt. Dieses runde Brett dreht sich und enthält Fächer, in denen Einsätze auf die möglichen Ereignisse im Laufe des Spiels platziert werden können. Zudem gibt es ein Fach für die Einsätze, wenn diese gerade nicht genutzt werden. Das Bild, das auf dem Umschlag der ersten Ausgabe des Buches „Penguin Book of Card Games“ zu sehen war und das oben abgebildet ist, zeigt solch ein Spielbrett.

Es wirkt ganz anders als moderne Spielbretter aus Plastik oder die typische Ausrüstung an einem Pokertisch. Das Spielbrett besteht aus Holz und wurde sorgfältig lackiert. In der Praxis lässt sich natürlich auch ein Blatt Papier verwenden, das mit einem Stift in acht Teile aufgeteilt und beschriftet wird.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt bei diesem Spiel ist die Bedeutung, die die Karo Neun hat. Diese Karte gilt in diesem Spiel als Papst, ist in der englischen Literatur jedoch vor allem als „Der Fluch von Schottland“ bekannt. Dafür gibt es viele mögliche Erklärungen. Besonders amüsant ist jedoch die Geschichte, dass diese Karte so heißt, weil „die Krone von Schottland nur neun Edelsteine enthält, da die Schotten sich niemals einen zehnten leisten konnten“. (Zitiert nach Gurney Benham, Seite 156).

Am letzten Tag des Jahres 2006 veröffentlichte Charles MacGregor von MacGregor Historic Games einen Post in der Mailingliste der Kartenspielgruppe:

Ich habe kürzlich eine [Ebay] Auktion entdeckt, bei der eine Seite verkauft wird, auf der ein Mittsommer-Festival zu sehen ist. Darin scheint das Kartenspiel Nain Jaune in Lebensgröße dargestellt zu werden. Es klingt, als ob das eine einmalige Aktion gewesen sei, um Spenden für die Pfarrei vor Ort zu sammeln, es ist also keine Tradition, die zu diesem Spiel gehört. Hier ist der Text, der unter dem Bild zu sehen ist und den der Verkäufer bei Ebay mir glücklicherweise geschickt hat:

„Ein Festival mit Mittsommer-Spielen wurde am 5., 6. Und 7. Juni in Ealing abgehalten, um den Bau der neuen Pfarrei zu unterstützen. Der interessanteste Aspekt war vielleicht die lebensgroße Darstellung von „Nain Jaune“. Dieses etwas altmodische Spiel, das als eines der besten Spiele für Weihnachten oder Familienfeste gilt, wurde durch verschiedene Tänze und Bewegungen präsentiert, die das Mischen und Verteilen der Karten und das Spiel selbst mit acht Spielern darstellen sollten. Karo ist Trumps, der Herz Bube steht für Intrigen, die Herz Dame für die Ehe.

Der Papst ist – natürlich – die Karo Neun. Die zusätzliche Hand, die in der Regel für zusätzliche Stopps im Spiel sorgt, ist in der Mitte des Bretts zu finden. Da es acht Spieler gibt, sind die Zweien und Dreien jeder Farbe nicht im Spiel zu finden. Die Ausnahme ist die Herz Drei, die zum Kartenspiel gehört. Das gesamte Spektakel wurde von einem Ortsbewohner geplant und vorbereitet.“

So wird gespielt

Vorgaben

Drei bis acht Spieler nutzen ein Kartenspiel mit 52 Karten, aus dem die Karo Acht herausgenommen wird. Die Reihenfolge der Karten ist: A2345678910BDK. Außerdem wird ein Brett für Einsätze benötigt, auf dem acht Bereiche zu sehen sind: Ass, König, Dame, Bube, Papst (Karo Neun), Ehe (Trumpf König und Dame) und Intrige (Trumpf Dame und Bube). Jeder Spieler hat zu Beginn 20 Chips.

Verteilen

Zunächst wird entschieden, wer die Karten verteilt. Danach verteilt der Spieler links davon. Zunächst werden auf dem Brett sechs Karten an den Papst, zwei an Ehe und Intrige sowie eine für jedes andere Feld verteilt. Danach werden alle Karten einzeln an die Spieler verteilt. Dabei gibt es eine Hand mehr als Spieler, die nicht aufgedeckt wird. Es spielt keine Rolle, ob manche Spieler eine zusätzliche Karte haben.

Die letzte Karte, die ausgeteilt wird, zeigt den Trumpf. Wenn ein Ass, König, eine Dame oder ein Bube oder der Papst aufgedeckt wird, erhält der Dealer den Einsatz aus dem entsprechenden Feld (unabhängig vom Empfänger der letzten Karte). Variante: Wenn der Papst aufgedeckt wird, gewinnt der Dealer auch den Einsatz für das Spiel, die Karten werden wieder eingesammelt, der nächste Spieler teilt dann aus.

Ziel

Einsätze gewinnen, indem Karten der vorgegebenen Felder ausgespielt werden und dabei der erste Spieler zu sein, der alle Karten ausgespielt hat.

Spiel

Der älteste Spieler beginnt, indem er die niedrigste Karte auf der Hand ausspielt (das Ass ist immer niedrig). Wer die nächsthöhere Karte der gleichen Farbe hält, spielt als nächstes, bis ein Stopp erreicht wird.

Ein Stopp ist jeder König, da es keine höhere Karte gibt, oder jede Karte, bei der nicht weitergespielt werden kann, weil die nächste Karte in der nicht aufgedeckten Hand ist oder schon ausgespielt wurde. Wer das Spiel stoppt, startet erneut, indem er die niedrigste Karte ausspielt. Variante: Die neue Farbe muss anders sein als vor dem Stopp.

Wer Ass, König, Dame oder Bube in Trumpf oder den Papst ausspielt, gewinnt die Einsätze des entsprechenden Felds.

Wer Bube und Dame in Trump hält, gewinnt den Einsatz für Intrige; das gilt auch für König und Dame für das Feld Ehe sowie für Bube, Dame und König, um beide Felder zu gewinnen. Variante:Wenn beide Karten aus verschiedenen Händen gespielt werden, wird der Einsatz zwischen beiden aufgeteilt.

Ende des Spiels

Das Spiel endet, wenn jemand seine letzte Karte ausspielt. Der Gewinner erhält den Einsatz für das Spiel sowie Chips für jede nicht ausgespielte Karte der Mitspieler. Wer einen nicht ausgespielten Papst hält, muss nicht zahlen. (Variante: Dieser Spieler zahlt doppelt.)

Nicht gewonnene Einsätze werden in der nächsten Runde ausgespielt. Bei Ehe und Intrige können sich also größere Gewinne ansammeln.

Die Geschichte laut Hoyle

Aus „Hoyle’s Games“, London, 1847

„Pope“ ist ein Spiel, das so ähnlich wie „Matrimony“ abläuft. […] Es wird von mehreren Spielern gespielt, die in der Regel ein eigens gestaltetes Brett verwenden, das in den meisten Spielwarenläden verkauft wird.

Die Karo Acht muss zuerst aus dem Spiel entfernt werden. Nach dem Mischen der Karten werden die Einsätze auf dem Brett platziert. Diese werden auf Ass, König, Dame, Bube und Spiel gesetzt (jeweils ein Chip), auf Ehe und Intrige werden zwei Chips gesetzt, sechs Chips landen auf dem Papst, der durch die Karo Neun dargestellt wird. Manchmal muss der Dealer die Einsätze platzieren, in anderen Fällen tragen alle Spieler zum Einsatz bei.

Die Karten werden dann an alle Spieler verteilt, eine Karte wird aufgedeckt und zeigt den Trumpf. Sechs bis acht Karten bleiben zurück, um Stopps zu bilden. Zum Beispiel kann die Pik Zehn aufgedeckt werden, dadurch wird die Pik Neun automatisch zum Stopp; die vier Könige und die Karo Sieben sind immer Stopps. Der Dealer ist die einzige Person, die im Spielverlauf von Zeit zu Zeit in den Stapel blicken darf, um zu sehen, welche anderen Karten Stopps in dieser Runde sind. Wenn der Trumpf ein Ass, ein König, eine Dame oder ein Bube ist, erhält der Dealer den Einsatz auf dem Brett.

Wenn der Papst aufgedeckt wird, erhält er den Einsatz dafür und für das Spiel, zudem gibt es für jede an die Spieler verteilte Karte einen Chip. Wenn das Spiel nicht durch einen aufgedeckten Papst endet, beginnt der älteste Spieler, indem er so viele Karten wie möglich ausspielt; zunächst die Stopps, dann den Papst, wenn er diesen hält, danach die niedrigste Karte der Farbe, von der er am meisten Karten hält, vor allem ein Ass. Die anderen Spieler folgen nacheinander in der gleichen Farbe, wenn sie können, bis ein Stopp erreicht ist. Der Spieler, der den Stopp ausgelöst hat, darf dann weiterspielen und handelt nach dem gleichen Prinzip.

Das Spiel geht weiter, bis ein Spieler alle Karten ausgespielt hat, wodurch er die Runde gewinnt und einen Chip für jede nicht ausgespielte Karte der anderen Spieler erhält. Der Spieler mit dem Papst ist davon ausgenommen. Wenn der Papst schon ausgespielt wurde, gilt diese Regel nicht mehr. König und Dame formen die Ehe, König und Bube stehen in der gleichen Hand für Intrige. Weder König, Dame, Bube oder Papst sorgen dafür, dass der Spieler den Einsatz dafür erhält, wenn diese nicht ausgespielt werden. Einsätze werden nicht mehr ausgezahlt, nachdem das Brett für die folgende Runde vorbereitet wurde. In diesen Fällen gehen die Einsätze in die nächste Runde über.

Dieses Spiel verlangt nur wenig Aufmerksamkeit, um daran zu denken, welche Stopps schon ausgespielt wurden. Wenn ein Spieler etwa mit der Kreuz Acht beginnt, ist die Sieben in einer anderen Hand ein Stopp. Wenn diese Farbe mit einer niedrigeren Karte beginnt, kann die Karte ausgespielt werden, um die eigene Hand zu Ende zu spielen.

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